Wie lange dauert es, ein Python-Entwickler zu werden? Die Antwort hängt nicht davon ab, wie viele Stunden du pro Tag am Bildschirm sitzt, sondern davon, was du wirklich lernst und wie du es anwendest. Viele denken, sie brauchen ein Informatikstudium oder sechs Monate Vollzeit-Training. Das stimmt nicht. Mit klarem Fokus und richtiger Praxis kannst du in drei bis sechs Monaten erste Job-Chancen haben - sogar ohne Vorkenntnisse.
Was macht eigentlich ein Python-Entwickler?
Bevor du dich fragst, wie lange es dauert, musst du wissen, wofür du lernst. Ein Python-Entwickler baut nicht nur Webseiten. Er schreibt Skripte, die Aufgaben automatisieren - wie das Einlesen von Excel-Dateien oder das Versenden von E-Mails. Er entwickelt Backend-Systeme mit Django oder Flask, die Daten von Nutzern speichern und verarbeiten. Er analysiert Daten mit Pandas und erstellt Visualisierungen mit Matplotlib. Manche bauen sogar KI-Modelle mit TensorFlow oder scikit-learn.
Es gibt keine einzige Rolle. In einem Startup könntest du alles machen: von der Datenbank bis zur API. In einem großen Unternehmen arbeitest du vielleicht nur an einem Teil des Systems. Aber die Grundlagen sind überall gleich: Du musst Code schreiben, verstehen, debuggen und mit anderen zusammenarbeiten.
Die drei Phasen: Von Null bis zum ersten Job
Es gibt drei klare Stufen, die jeder durchläuft - unabhängig davon, ob du aus der Schule kommst, umsteigst oder schon Erfahrung in einem anderen Beruf hast.
- Grundlagen (1-2 Monate): Syntax lernen, Variablen, Schleifen, Funktionen, Listen, Dictionaries. Keine Bibliotheken, nur reiner Python-Code. Du schreibst kleine Programme: einen Taschenrechner, ein Zahlenratespiel, ein To-Do-List-Tool. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um Verständnis.
- Praxis mit Projekten (2-3 Monate): Jetzt gehst du über das Buch hinaus. Du baust etwas, das dich interessiert. Ein Webcrawler, der Wetterdaten sammelt. Ein Dashboard, das deine Ausgaben visualisiert. Ein Chatbot, der auf einfache Fragen antwortet. Du lernst dabei Git, wie man Code strukturiert und wie man Fehler findet. Diese Projekte sind dein Portfolio - und das ist wichtiger als jeder Kurszertifikat.
- Spezialisierung und Jobvorbereitung (1-2 Monate): Du entscheidest, in welchem Bereich du arbeiten willst: Webentwicklung, Datenanalyse oder Automatisierung. Dann vertiefst du nur das, was dazugehört. Für Webentwicklung lernst du Django und HTML/CSS. Für Datenanalyse lernst du Pandas, NumPy und SQL. Du übst Interview-Fragen, schreibst einen klaren Lebenslauf und lernst, deine Projekte zu erklären.
Wenn du jeden Tag 1-2 Stunden investierst, bist du nach 4-6 Monaten bereit für einen Einstiegsjob. Wer Vollzeit lernt, schafft es oft in 3 Monaten.
Was du nicht brauchst
Viele Anfänger verschwenden Zeit mit Dingen, die für den Job irrelevant sind.
- Kein Studium nötig: Du brauchst keinen Abschluss. 80 % der Python-Jobs in Deutschland stellen auf Fähigkeiten ab, nicht auf Diplome.
- Kein Framework von Anfang an: Django oder Flask lernst du erst, wenn du die Grundlagen sicher beherrschst. Sonst verstehst du nicht, was hinter den Kulissen passiert.
- Kein Kurs-Marathon: 20 verschiedene Kurse auf Udemy zu machen, bringt nichts. Besser: ein guter Kurs, ein Projekt, wiederholen, Fehler machen, verbessern.
- Kein perfekter PC nötig: Du kannst Python auf jedem Laptop laufen lassen - sogar auf einem 5 Jahre alten Gerät mit 4 GB RAM.
Wo du lernen kannst - und wo du nicht verschwenden sollst
Es gibt viele kostenlose und gute Ressourcen. Hier sind die besten, die wirklich funktionieren:
- Python.org: Die offizielle Dokumentation. Sie ist trocken, aber genau. Lies sie, wenn du einen Befehl nicht verstehst.
- freeCodeCamp: Der Python-Kurs auf YouTube ist strukturiert, praktisch und kostenlos. 12 Stunden, aber du musst mitmachen - nicht nur zuschauen.
- Real Python: Artikel mit klaren Beispielen. Ideal, wenn du etwas konkret lösen willst, wie „Wie lese ich eine CSV-Datei?“
- LeetCode oder HackerRank: Ab Phase 2. Übe dort einfache Aufgaben. 1-2 pro Tag reichen.
Vermeide: Kurse, die dir versprechen, „in 30 Tagen Experte zu werden“. Das ist Marketing. Und Kurse, die nur Theorie lehren, ohne dass du Code schreibst. Du lernst Programmieren nicht durch Zuhören - du lernst es durch Schreiben.
Wie du deine ersten Jobchancen bekommst
Ein Einstiegsjob als Python-Entwickler ist nicht schwer zu finden - wenn du dich richtig präsentierst.
Erstelle ein GitHub-Profil. Lade dort deine drei besten Projekte hoch. Jedes Projekt braucht:
- Eine klare README-Datei: Was macht das Programm? Wie installierst du es? Was hast du gelernt?
- Code, der sauber ist und Kommentare enthält.
- Ein paar Screenshots oder eine kurze Video-Demo (z. B. mit Loom).
Dann bewirb dich bei kleinen Firmen, Startups oder Agenturen. Die suchen oft nach jemandem, der schnell etwas auf die Beine stellen kann - nicht nach einem Absolventen mit 10 Praktika. In Dresden, Leipzig oder Berlin gibt es Hunderte von Unternehmen, die Python brauchen - für Datenanalyse, Web-Tools oder interne Automatisierungen.
Dein erster Job könnte sein: „Junior Python Developer“ oder „IT-Assistent mit Schwerpunkt Automatisierung“. Das klingt nicht spektakulär, aber es ist dein Fuß in der Tür.
Was nach dem ersten Job kommt
Nach sechs Monaten hast du nicht „gelernt, Python zu programmieren“. Du hast gelernt, Probleme zu lösen. Jetzt geht es darum, tiefer zu gehen.
Ein Jahr später kannst du:
- APIs mit FastAPI bauen
- Datenbanken mit PostgreSQL verbinden
- Tests schreiben mit pytest
- Code mit Docker containerisieren
Das sind die nächsten Schritte - nicht weil du sie musst, sondern weil sie dir mehr Freiheit geben. Je mehr du kannst, desto weniger hängst du von anderen ab. Und desto mehr verdienst du.
Die meisten Python-Entwickler in Deutschland verdienen nach einem Jahr 45.000-55.000 Euro brutto. Mit zwei Jahren Erfahrung und Spezialisierung (z. B. Datenanalyse oder KI) sind 60.000 Euro realistisch.
Warum viele scheitern - und wie du es vermeidest
Die häufigste Ursache für Scheitern ist nicht mangelnde Intelligenz. Es ist: kein klares Ziel.
Wer sagt: „Ich will Python lernen“ - ohne zu wissen, wofür - verliert die Motivation. Warum? Weil er keine Ergebnisse sieht. Er übt, aber sieht keinen Nutzen.
Vermeide das, indem du dir ein konkretes Ziel setzt:
- „Ich will meinen Chef davon überzeugen, dass wir die monatliche Auswertung automatisieren.“
- „Ich will eine App bauen, die mir hilft, meine Bücher zu verwalten.“
- „Ich will in 6 Monaten ein Praktikum als Data Analyst bekommen.“
Wenn dein Ziel klar ist, wirst du jeden Tag einen Schritt machen - auch wenn du nur 30 Minuten hast. Und das ist alles, was zählt.
Kann ich Python ohne Vorkenntnisse lernen?
Ja, absolut. Die meisten Python-Entwickler, die heute in deutschen Firmen arbeiten, haben vorher nichts mit Programmierung zu tun gehabt. Du brauchst nur Geduld, ein paar gute Ressourcen und die Bereitschaft, täglich etwas zu schreiben - auch wenn es klein ist.
Brauche ich ein Hochschulstudium?
Nein. In Deutschland stellen Unternehmen immer häufiger auf Fähigkeiten statt auf Abschlüsse ab. Ein Portfolio mit 3 sichtbaren Projekten auf GitHub ist oft wichtiger als ein Bachelor. Einige Firmen fragen sogar gar nicht nach dem Abschluss - sie schauen nur auf den Code.
Wie viel Zeit brauche ich täglich?
1-2 Stunden pro Tag reichen völlig aus - wenn du konsequent bist. Wer am Wochenende 8 Stunden macht und unter der Woche nichts, bleibt stecken. Besser: 30 Minuten täglich, 7 Tage die Woche. Kleine, regelmäßige Schritte bauen nachhaltig Wissen auf.
Ist Python noch eine gute Wahl für 2025?
Ja. Python ist in Deutschland einer der am meisten nachgefragten Sprachen - besonders in Datenanalyse, Automatisierung und Webentwicklung. Unternehmen suchen nach Leuten, die mit Daten arbeiten, Prozesse optimieren und Systeme verbinden. Python ist die einfachste Sprache, um das zu lernen - und bleibt auch in Zukunft relevant.
Wie finde ich einen Job als Anfänger?
Starte mit kleinen Unternehmen, Startups oder Agenturen. Bewirb dich bei Stellen wie „Junior Python Developer“, „IT-Assistent“ oder „Automatisierungsmitarbeiter“. Nutze Plattformen wie StepStone, Indeed oder LinkedIn. Dein GitHub-Profil und deine Projekte sind dein wichtigstes Verkaufsgespräch - nicht dein Lebenslauf.
Was du jetzt tun sollst
Wenn du diesen Text liest, hast du schon den ersten Schritt gemacht: du hast dich gefragt, ob es möglich ist. Jetzt kommt der zweite: du machst etwas.
Heute noch:
- Gehe zu python.org und lade Python 3.12 herunter.
- Installiere es - das dauert 5 Minuten.
- Öffne einen Editor (z. B. VS Code oder sogar Notepad++).
- Schreibe:
print("Hallo, ich lerne Python!") - Speichere die Datei als
hello.pyund führe sie aus.
Das war dein erster Code. Jetzt hast du angefangen. Du brauchst nicht mehr zu warten. Du brauchst nicht mehr zu überlegen. Du brauchst nur noch weiterzumachen - Schritt für Schritt.