PHP wurde in den 90er-Jahren erfunden, um einfache Webseiten zu erstellen. Heute, im Jahr 2025, läuft es noch auf über 75 % aller Webserver weltweit - laut W3Techs. Aber das bedeutet nicht, dass es immer noch die beste Wahl ist. Viele Entwickler, besonders jüngere, fragen sich: Warum sollte ich PHP heute noch verwenden? Die Antwort ist nicht einfach ja oder nein. Es gibt echte Nachteile, die man nicht ignorieren sollte, wenn man ein neues Projekt startet.
PHP ist nicht mehr konsistent
Stell dir vor, du willst eine Zeichenkette umdrehen. In PHP heißt die Funktion strrev. Aber wenn du eine Datei umbenennen willst, heißt die Funktion rename. Und wenn du einen Array umkehren willst, heißt sie wieder array_reverse. Wo ist die Logik? PHP hat keine einheitliche Namenskonvention. Das ist kein kleiner Ärger - das ist eine Quelle für ständige Fehler und Verwirrung, besonders für Einsteiger.
Andere Sprachen wie Python oder JavaScript haben klare Regeln: Funktionen heißen meistens verb_object oder object.method(). In PHP musst du dich an Hunderte von willkürlichen Namen erinnern. Und das ist nur ein Beispiel. Die Parameterreihenfolge bei Funktionen wie strpos (Zeichen suchen) und strrpos (letztes Vorkommen suchen) ist genau umgekehrt. Wer das nicht weiß, schreibt Bugs, die Stunden dauern, bis man sie findet.
Typensystem ist schwach und verwirrend
PHP ist eine schwach typisierte Sprache. Das heißt: Du kannst eine Zahl als String schreiben, und PHP versucht, sie trotzdem zu verarbeiten. Das klingt praktisch - bis es schiefgeht.
Beispiel: "5" == 5 ergibt true. Aber "5" === 5 ergibt false. Der Unterschied zwischen == und === ist grundlegend, aber viele Entwickler lernen das erst, wenn sie einen Bug im Produktivsystem haben. In einer Bankanwendung könnte das bedeuten, dass jemand 0,01 € mehr abhebt, weil PHP "0.01" als Zahl interpretiert hat, die in Wirklichkeit ein String war.
Obwohl PHP 7 und 8 Typdeklarationen für Funktionen und Rückgabewerte eingeführt haben, bleibt das Standardverhalten chaotisch. Du musst immer aufpassen. In Python oder TypeScript passiert das nicht - da bekommst du eine klare Fehlermeldung, wenn du den falschen Typ übergibst. In PHP? Du bekommst ein unerwartetes Ergebnis - und denkst, dein Code funktioniert.
Die Sicherheit ist schwer zu gewährleisten
PHP hat viele Sicherheitslücken in der Vergangenheit. Einige sind behoben, aber die Kultur der unsicheren Programmierung bleibt. Viele alte Tutorials lehren noch immer, direkt Benutzereingaben in SQL-Queries einzufügen - ohne Prepared Statements.
Ein typischer Angriff: SQL-Injection. In anderen Sprachen wie Python mit SQLAlchemy oder Java mit JPA ist es fast unmöglich, so etwas versehentlich zu schreiben. In PHP? Ein einziger fehlender mysqli_real_escape_string() oder eine vergessene prepare()-Methode reicht, um die ganze Datenbank zu löschen. Selbst mit modernen Frameworks wie Laravel oder Symfony musst du dich immer noch bewusst für Sicherheit entscheiden. Es ist nicht standardmäßig sicher - du musst es aktiv hinzufügen.
Und dann gibt es noch die riesige Anzahl an veralteten PHP-Websites, die mit PHP 5.6 laufen - ohne Sicherheitsupdates seit 2018. Diese Systeme sind oft noch online, weil sie "funktionieren". Aber sie sind ein offenes Tor für Hacker.
Performance ist langsam - besonders im Vergleich
PHP 8.2 und 8.3 haben die Performance stark verbessert. Der JIT-Compiler in PHP 8 bringt echte Geschwindigkeitsvorteile bei rechenintensiven Aufgaben. Aber: Das ändert nichts daran, dass PHP immer noch langsamer ist als kompilierte Sprachen wie Go, Rust oder sogar Node.js bei I/O-lastigen Aufgaben.
Ein Test von TechEmpower aus dem Jahr 2025 zeigt: Ein einfacher JSON-Endpoint in Go verarbeitet 180.000 Anfragen pro Sekunde. In PHP 8.3? 12.000. Das ist ein Faktor von 15. Und das ist kein Extremfall - das ist der Standard. Wenn du eine API mit hohem Verkehr bauen willst, musst du dich fragen: Willst du 15 Server laufen lassen, oder einen in Go?
PHP ist gut für kleine bis mittlere Websites. Aber wenn du eine Plattform wie Instagram oder Airbnb heute neu bauen würdest - du würdest PHP nicht wählen. Du würdest eine Sprache wählen, die dafür gebaut wurde: skalierbar, schnell, sicher.
Die Entwicklungsumgebung ist unübersichtlich
Andere Sprachen haben klare, standardisierte Tools: Python mit pip und virtualenv, JavaScript mit npm und pnpm, Rust mit cargo. In PHP? Es gibt Composer - und das ist gut. Aber es ist nicht standardisiert. Jeder Entwickler macht es anders. Ein Projekt hat eine composer.json, ein anderes hat eine vendor-Ordner-Struktur, die niemand versteht. Einige nutzen Docker, andere nicht. Manche verwenden PHP-FPM, andere Apache mit mod_php.
Es gibt keine "eine richtige Art", PHP-Projekte aufzubauen. Das macht Teamarbeit schwierig. Neue Entwickler brauchen Wochen, um sich in ein bestehendes Projekt einzuarbeiten. In Python oder Node.js weißt du: Die Struktur ist fast überall gleich. In PHP? Du musst dich jedes Mal neu einarbeiten.
Die Community hat sich verändert
Früher war PHP die Sprache der Webentwicklung. Heute ist sie die Sprache der Legacy-Systeme. Die jungen Entwickler lernen nicht mehr PHP. Sie lernen Python, JavaScript, TypeScript, Go. Die meisten neuen Open-Source-Projekte kommen nicht mehr aus der PHP-Community.
Wenn du eine Bibliothek suchst, um PDFs zu generieren, findest du in Python mehr aktive Projekte. In JavaScript gibt es mehr Tools für Frontend-Integration. In PHP? Die besten Bibliotheken sind oft 5-10 Jahre alt, mit wenig Pflege. Die Community ist kleiner geworden - und älter.
Das hat Folgen: Weniger Tutorials, weniger Stack Overflow-Antworten, weniger Konferenzen. Wenn du festhängst, musst du oft auf alte Foren zurückgreifen - und hoffen, dass jemand vor 8 Jahren die gleiche Frage gestellt hat.
PHP ist nicht für moderne Anwendungen geeignet
Was ist eine moderne Anwendung? Eine, die mit APIs kommuniziert, die mit Echtzeit-Daten arbeitet, die mit Microservices läuft, die mit KI-Modellen integriert ist. PHP ist dafür nicht gebaut.
Stell dir vor, du willst eine Chat-App mit WebSockets bauen. In Node.js ist das einfach: socket.io. In PHP? Du musst ein eigenes System mit Swoole oder ReactPHP bauen - und das ist komplex, schlecht dokumentiert und fehleranfällig. Du musst dich selbst um Session-Management, Lastverteilung und Skalierung kümmern. In anderen Sprachen ist das schon gelöst.
Und was ist mit KI? Du willst eine Textgenerierung mit einem LLM einbinden? In Python nutzt du einfach openai-python. In PHP? Es gibt eine API-Bibliothek - aber sie ist nicht offiziell, hat keine Aktualisierungen seit 2023, und du musst sie selbst verwalten. Du bist auf dich allein gestellt.
Wann ist PHP trotzdem okay?
Das heißt nicht, dass PHP tot ist. Es hat noch seine Berechtigung.
- Du hast ein bestehendes WordPress-System, das funktioniert - dann lass es laufen.
- Du musst eine einfache Landingpage mit Kontaktformular bauen - PHP mit einem Framework wie Laravel ist schnell.
- Du arbeitest in einem Unternehmen, das nur PHP-Kenntnisse hat - dann lerne es, aber plane den Übergang.
PHP ist wie ein alter VW-Bus: Zuverlässig, billig zu reparieren, und du findest Ersatzteile überall. Aber du würdest ihn nicht für eine Rallye durch die Wüste nehmen. Und du würdest ihn nicht als neues Lieferfahrzeug kaufen - wenn du die Wahl hast.
Was solltest du stattdessen lernen?
Wenn du gerade anfängst, dann lerne etwas, das dich nicht in 5 Jahren zurücklässt.
- Python für Backend, Datenanalyse, KI - einfach, klar, stark.
- JavaScript/TypeScript für Webanwendungen - du brauchst es sowieso für das Frontend.
- Go für APIs und Microservices - schnell, einfach, sicher.
Du musst nicht alles lernen. Aber wenn du dich entscheidest, PHP zu lernen - dann weißt du: Du lernst eine Sprache, die bald nur noch in alten Systemen existieren wird. Und du wirst oft als "der Typ, der mit PHP arbeitet" wahrgenommen - nicht als "der Entwickler, der moderne Lösungen baut".
Ist PHP wirklich tot?
Nein, PHP ist nicht tot. Es läuft immer noch auf Millionen von Websites - besonders mit WordPress, Drupal oder Magento. Aber es ist kein Trend mehr. Neue Projekte werden fast nie mit PHP gestartet. Die Entwicklung der Sprache bleibt langsam, und die Community wächst nicht mehr. PHP ist eine Legacy-Sprache - nicht weil sie schlecht ist, sondern weil bessere Alternativen da sind.
Warum verwenden Unternehmen immer noch PHP?
Weil es funktioniert. Viele Unternehmen haben große, alte Systeme, die seit 10 Jahren laufen. Die Migration kostet Geld, Zeit und birgt Risiken. Solange die Software stabil ist, ändern sie nichts. Es ist kein technischer Grund - es ist ein wirtschaftlicher. Aber diese Unternehmen suchen langsam nach Wegen, PHP durch moderne Systeme zu ersetzen.
Kann man mit PHP heute noch Karriere machen?
Ja - aber nur in bestimmten Bereichen. Wenn du in einem Unternehmen arbeitest, das WordPress-Websites verwaltet, oder in einer Agentur, die alte PHP-Systeme wartet, dann gibt es Jobs. Aber die Gehälter sind niedriger als bei Entwicklern, die mit Python, Go oder TypeScript arbeiten. Und die Zukunft ist begrenzt. Wer mit PHP startet, sollte bald auf eine moderne Sprache umsteigen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ist PHP sicherer geworden?
Ja, PHP 8 hat viele Sicherheitsverbesserungen gebracht - bessere Typen, weniger unsichere Standardfunktionen, bessere Fehlermeldungen. Aber die Gefahr liegt nicht in der Sprache selbst, sondern in der Art, wie sie verwendet wird. Viele Entwickler benutzen noch immer veraltete Praktiken. Ein sicherer PHP-Code ist möglich - aber er erfordert Disziplin, Erfahrung und ständige Weiterbildung. Das ist nicht der Fall bei modernen Sprachen wie TypeScript oder Python, wo Sicherheit oft Standard ist.
Sollte ich PHP lernen, wenn ich neu in der Programmierung bin?
Nur, wenn du speziell Webseiten mit WordPress oder bestehenden PHP-Systemen aufbauen willst. Ansonsten: Nein. Du lernst eine Sprache, die dich an die Vergangenheit bindet. Besser ist es, mit Python oder JavaScript zu beginnen - sie sind klarer, moderner und öffnen dir mehr Türen. PHP ist wie Latein lernen: Es hilft dir, alte Texte zu verstehen - aber du wirst es nicht für neue Bücher brauchen.