Warum haben Entwickler PHP verlassen?
Lukas Fehrenbach 9 Oktober 2025 0

In den letzten Jahren hört man immer öfter die Aussage, dass PHP als veraltete Technologie gilt. Doch warum genau scheinen immer mehr Entwickler andere Wege zu gehen? Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Gründe, analysiert aktuelle Alternativen und gibt einen Blick darauf, was mit den vielen bestehenden PHP‑Projekten passiert.

Was ist PHP?

PHP (Hypertext Preprocessor) ist eine serverseitige Skriptsprache, die 1995 von RasmusLerdorf entwickelt wurde. Sie wurde ursprünglich für die schnelle Erstellung von dynamischen Webseiten konzipiert und hat sich seitdem zu einer der am häufigsten eingesetzten Sprachen im Web entwickelt. Die Sprache ist in den meisten Shared‑Hosting‑Umgebungen vorinstalliert, wodurch der Einstieg besonders leicht fällt.

Der historische Aufstieg

Während der frühen 2000er‑Jahre dominierte PHP das Internet: WordPress, Joomla und Drupal, die heute noch Millionen von Websites betreiben, basieren darauf. Laut einer Studie von W3Techs aus dem Jahr 2023 nutzten etwa 78% aller Webseiten, die serverseitige Skripte einsetzen, PHP.

Die einfache Syntax, die breite Dokumentation und ein riesiges Ökosystem von Bibliotheken machten PHP zum Favoriten für kleine Agenturen und Hobby‑Entwickler.

Technische Gründe für den Rückgang

Trotz dieser Stärken gibt es mehrere Punkte, die Entwickler zunehmend kritisch sehen:

  • Performance: Moderne Anwendungen verlangen hohe Anfragen‑Pro Sekunde‑Raten. PHP 8.2 brachte signifikante Verbesserungen, doch im Vergleich zu kompilierbaren Sprachen wie Go oder Rust bleibt es hinterher.
  • Asynchrones Programmieren: Das Web wird immer stärker von Echtzeit‑Features (Chats, Live‑Updates) geprägt. PHP bietet zwar Bibliotheken wie ReactPHP, aber die native Unterstützung von async/await fehlt, was die Implementierung komplexer macht.
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  • Typisierung: PHP hat seit Version7 ein optionales Typensystem, doch die Durchsetzung bleibt schwach im Vergleich zu Sprachen wie TypeScript (für JavaScript) oder Python 3.11, die strikte Typprüfung unterstützen.
  • Entwicklererfahrung: Moderne IDE‑Integrationen, Autocompletion und Refactoring‑Tools sind bei Node.js‑ oder Python‑Umgebungen besser ausgereift.

Die Hauptkonkurrenten

Im Server‑Side‑Umfeld stehen heute mehrere etablierte Alternativen, die viele der genannten Schwächen adressieren. Die folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick.

Vergleich von Server‑Side‑Sprachen (2025)
Sprache Erstveröffentlichung Stärken typische Einsatzzwecke Durchschnittliche Requests/sec (bei 1CPU)
PHP 1995 Einfache Bereitstellung, riesiges CMS‑Ökosystem Content‑Management, kleine bis mittlere Web‑Apps ≈ 9.000
Node.js 2009 Event‑Loop, native async, große NPM‑Bibliotheken Realtime‑Apps, APIs, Microservices ≈ 25.000
Python 1991 Lesbarkeit, Data‑Science‑Integration, umfangreiche Std‑Lib Web‑Backends, KI‑Modelle, Automatisierung ≈ 12.000
Go 2009 Komplilierung, geringes Memory‑Footprint, built‑in Concurrency Cloud‑Services, Hochperformante APIs ≈ 45.000
Rust 2010 Speichersicherheit, maximale Performance Systemnahe Web‑Server, Sicherheitskritische Dienste ≈ 60.000

Die Zahlen zeigen, dass für reine Performance‑Anforderungen Sprachen wie Go oder Rust deutlich besser abschneiden. Für Entwickler, die auf ein volles async‑Modell setzen, ist Node.js meist die erste Wahl.

Rennstrecke, auf der Fahrzeuge PHP, Node.js, Go und Rust symbolisieren Performance.

Framework‑Ökosysteme und ihr Einfluss

Ein großer Teil der PHP-Abwanderung lässt sich auf das Fehlen moderner Framework‑Erfahrungen zurückführen. Während Laravel (ein Laravel) und Symfony heute zwar sehr ausgereift sind, empfinden viele Entwickler die Lernkurve im Vergleich zu Express (für Node.js) oder FastAPI (für Python) als zu steil.

Zusätzlich ist das berühmteste PHP‑CMS WordPress nach wie vor dominant - über 40% aller Websites laufen darauf. Doch WordPress‑Entwickler stehen oft vor veralteten Code‑Bases und müssen sich mit unsicheren Plugins auseinandersetzen, was die Attraktivität weiter mindert.

Markt‑ und Karriereentwicklungen

Ein Blick auf aktuelle Jobportale (Stand2025) zeigt, dass Stellenanzeigen für "Full‑Stack PHP" um etwa 18% im Vergleich zu 2020 zurückgegangen sind. Gleichzeitig laufen Anzeigen für "Node.js Engineer" oder "Go Backend Developer" um 30% bzw. 45% nach oben.

Unternehmen suchen vermehrt nach Entwicklern, die mit Microservice‑Architekturen, Containerisierung (Docker, Kubernetes) und CI/CD‑Pipelines vertraut sind - Fähigkeiten, die in traditionellen PHP‑Stacks nicht automatisch vorausgesetzt werden.

Was bleibt von PHP?

Trotz des Trends gibt es nach wie vor stabile Nischen, in denen PHP unverzichtbar bleibt:

  • Legacy‑Projekte, die nicht ohne hohe Kosten migriert werden können.
  • Shared‑Hosting‑Anbieter, bei denen PHP das einzige verfügbare Backend ist.
  • WordPress‑basiertes E‑Commerce (WooCommerce) und Blogging‑Plattformen.
  • Bildungsbereiche, in denen PHP wegen seiner einfachen Syntax für Anfänger gewählt wird.

Für diese Fälle gibt es aktuelle Verbesserungen: PHP8.2 unterstützt JIT‑Compilation, die bei bestimmten Anwendungsfällen die Laufzeit um bis zu 30% reduziert.

Isometrische Szene eines Teams, das eine PHP‑Monolith‑Migration zu Microservices plant.

Wie kann man die Migration planen?

  1. Bestandsaufnahme: Identifizieren Sie kritische PHP‑Komponenten und deren Abhängigkeiten.
  2. Technologie‑Fit‑Analyse: Prüfen Sie, ob Node.js, Python oder Go die funktionalen Anforderungen besser erfüllen.
  3. Pilotprojekt: Migrieren Sie ein kleines, nicht-geschäftskritisches Modul, um Risiken zu bewerten.
  4. Schulung & Tooling: Stellen Sie sicher, dass das Team Zugriff auf passende IDEs, Linter und CI‑Pipelines hat.
  5. Schrittweise Rollout‑Strategie: Nutzen Sie Feature‑Flags, um die neue Implementierung parallel zum alten System zu betreiben.

Ein sauberer Umstieg minimiert Ausfallzeiten und bewahrt vorhandene Investitionen.

Fazit

Die Abwanderung von Entwicklern weg von PHP lässt sich nicht auf einen einzigen Faktor reduzieren. Performance‑Ansprüche, fehlende native Async‑Features, die wachsende Beliebtheit von Microservices und ein starkes Konkurrenzumfeld treiben den Trend voran. Dennoch bleibt PHP in vielen Szenarien relevant - vor allem dort, wo schnelle Bereitstellung und ein riesiges CMS‑Ökosystem entscheidend sind.

Wer die Stärken von PHP nutzt, aber gleichzeitig flexibel bleibt, sollte moderne Frameworks einsetzen, die Performance‑Verbesserungen von PHP8.x ausnutzen und eventuell eine hybride Architektur mit spezialisierten Microservices in anderen Sprachen planen.

Häufig gestellte Fragen

Ist PHP 2025 noch sicher?

Ja, wenn Sie aktuelle Versionen (mindestens PHP8.2) einsetzen, regelmäßige Updates durchführen und bewährte Praxis‑Guidelines befolgen. Die Community veröffentlicht monatliche Sicherheits‑Patches, und viele Hosting‑Provider bieten automatisierte Updates an.

Welche Alternativen eignen sich für ein bestehendes WordPress‑Projekt?

Für reine Content‑Management‑Aufgaben bleibt WordPress meist die praktischste Wahl. Wenn Sie jedoch API‑First‑Ansätze benötigen, können Sie ein Headless‑Setup kombinieren: WordPress dient als Content‑Backend, während das Front‑End in React (Node.js) oder Svelte (JavaScript) gebaut wird.

Wie hoch ist die Lernkurve von Laravel im Vergleich zu Express.js?

Laravel bietet ein starkes Ökosystem (Eloquent ORM, Blade‑Templates, Queue‑System), was für Einsteiger etwas mehr Einarbeitung erfordert. Express.js ist minimalistisch und lässt sich schneller starten, jedoch fehlt ihm ein integriertes ORM und manche Konventionen, die Laravel bereitstellt.

Kann ich PHP‑Code in Docker‑Containern besser skalieren?

Ja. Durch Containerisierung können Sie PHP‑FPM‑Instanzen beliebig replizieren und hinter einem Load‑Balancer betreiben. Kombiniert man das mit OpCache und JIT, nähert sich die Performance moderner Sprachen an, bleibt aber abhängig von der Anwendungslogik.

Wie sieht die Jobnachfrage für PHP‑Entwickler im Vergleich zu Go‑Entwicklern aus?

Laut Branchendaten von 2025 gibt es etwa 15% weniger offene Stellen für reine PHP‑Entwickler als noch 2018, während die Nachfrage nach Go‑Entwicklern um rund 40% gestiegen ist, vor allem im Cloud‑ und Microservice‑Bereich.