Kann man Python in einem Monat lernen?
Lukas Fehrenbach 13 Dezember 2025 0

Wenn du dich fragst, ob du Python in einem Monat lernen kannst, dann bist du nicht allein. Tausende Menschen starten jeden Monat mit diesem Ziel - und viele schaffen es. Aber es hängt davon ab, was du mit „lernen“ meinst. Wenn du damit meinst, ein paar einfache Skripte zu schreiben, Daten zu filtern oder eine Webseite mit Flask zu bauen: Ja, das ist absolut machbar. Wenn du damit meinst, ein professioneller Entwickler zu werden oder komplexe KI-Modelle zu trainieren: Nein, das dauert länger. Aber du kannst in 30 Tagen so viel erreichen, dass du dich selbst überraschst.

Was du in einem Monat wirklich erreichen kannst

Stell dir vor, du hast jeden Tag 60 bis 90 Minuten Zeit. Nicht mehr. Nicht weniger. Mit dieser Zeit kannst du in vier Wochen die Grundlagen von Python so festigen, dass du selbstständig kleine Projekte startest. Du lernst Variablen, Listen, Schleifen, Funktionen und Bedingungen. Du verstehst, wie man Dateien liest und schreibt. Du baust ein kleines To-Do-List-Tool, das deine Aufgaben speichert. Du verbindest dich mit einer API, um Wetterdaten abzufragen. Du schreibst ein Skript, das deine Downloads-Ordner nach Dateitypen sortiert.

Diese Projekte klingen banal - aber sie sind der Schlüssel. Sie zeigen dir, dass Code nicht nur Theorie ist. Er löst echte Probleme. Und das ist der Moment, in dem Python für dich „klickt“.

Die falsche Erwartung: Alles zu lernen

Viele scheitern nicht am Lernen - sie scheitern an den Erwartungen. Sie denken, sie müssten Django, Pandas, NumPy, TensorFlow, Flask, FastAPI, SQL, Docker und Git in einem Monat beherrschen. Das ist unmöglich. Und es ist auch nicht nötig.

Python ist kein einzelnes Werkzeug. Es ist eine Sammlung von Werkzeugen. In den ersten 30 Tagen geht es nur um das Fundament: die Sprache selbst. Alles andere kommt danach. Du brauchst keine Datenanalyse, wenn du noch nicht weißt, wie man eine Schleife schreibt. Du brauchst keine Webentwicklung, wenn du nicht verstehst, was eine Funktion ist.

Vermeide die „Tutorial-Hopping“-Falle. Ein Kurs, ein Buch, ein YouTube-Channel. Bleib dabei. Wechsel nicht jeden Tag die Quelle. Jeder Wechsel kostet Zeit - und zerstört den Lernfluss.

Wie du den Monat strukturierst

Teile den Monat in vier Wochen - jede Woche hat ein klares Ziel.

  1. Woche 1: Die Grundlagen - Variablen, Datentypen (Strings, Integer, Float, Boolean), einfache Rechnungen, print(), input(). Lerne, wie man mit der Python-Shell arbeitet. Schreibe jeden Tag mindestens drei kleine Programme - selbst wenn sie nur „Hallo Welt“ ausgeben.
  2. Woche 2: Kontrollstrukturen - if/else, for- und while-Schleifen, Listen, Dictionaries. Baue ein kleines Quiz-Spiel, das Fragen stellt und die Antwort prüft. Oder ein Zahlenratespiel, bei dem der Computer eine Zahl erraten muss.
  3. Woche 3: Funktionen und Dateien - Wie man Funktionen schreibt, Parameter übergibt und Rückgabewerte nutzt. Lerne, wie man Textdateien öffnet, liest und speichert. Schreibe ein Skript, das deine Notizen aus einem Textfile lädt und alphabetisch sortiert.
  4. Woche 4: Ein echtes Projekt - Wähle etwas, das dich interessiert: Eine E-Mail-Liste aus einer CSV-Datei erstellen, eine einfache Taschenrechner-App bauen, ein Skript, das Bilder aus einem Ordner umbennt. Nutze nur das, was du gelernt hast. Keine Bibliotheken außer den Standard-Modulen wie os, json oder csv.

Du wirst am Ende des Monats nicht perfekt sein. Aber du wirst wissen, wie man anfängt. Und das ist der größte Unterschied zwischen jemandem, der „mal lernen will“, und jemandem, der tatsächlich programmiert.

Was du brauchst - und was nicht

Du brauchst keine teure Software. Kein teures Kursabo. Kein spezielles Notebook. Du brauchst:

  • Den Python-Interpreter (kostenlos von python.org)
  • Einen einfachen Texteditor wie VS Code (kostenlos)
  • Eine gute Anleitung - empfohlen: „Automate the Boring Stuff with Python“ von Al Sweigart (kostenlos online verfügbar)
  • Ein kleines Notizbuch oder eine digitale Datei, in der du deine Fragen und Fehler aufschreibst

Du brauchst nicht:

  • Ein Python-Buch mit 800 Seiten
  • Ein Kurs mit 20 Stunden Video
  • Ein Jupyter Notebook, wenn du noch nicht weißt, was eine Variable ist
  • Ein Konto bei GitHub - das kommt später

Die meisten Anfänger verschwenden Zeit mit Tools, die sie nicht brauchen. Konzentriere dich auf das Schreiben von Code - nicht auf das Einrichten von Umgebungen.

Drei einfache Python-Projekte: To-Do-Liste, Wetter-Skript und Datei-Organisierer in einer klaren Darstellung.

Die größten Fehler, die Anfänger machen

Ich habe Hunderte von Anfängern gesehen. Die häufigsten Fehler sind:

  1. Alles kopieren, nichts verstehen - Du kopierst einen Code aus Stack Overflow und läufst ihn einfach. Dann fragst du dich, warum es nicht funktioniert. Verstehe jede Zeile. Ändere sie. Spiel damit.
  2. Zu schnell aufgeben bei Fehlern - Eine Fehlermeldung wie „NameError: name 'x' is not defined“ ist kein Grund aufzuhören. Das ist normal. Lerne, sie zu lesen. Sie sagen dir genau, was schiefgelaufen ist.
  3. Keine Projekte machen - Theorie ohne Anwendung verflüchtigt sich. Wenn du nicht baust, vergisst du.
  4. Immer nach „besseren“ Wegen suchen - „Gibt es eine einfachere Methode?“ - Ja, aber nicht jetzt. Mach erst einmal die einfache Methode perfekt.

Ein Fehler ist kein Zeichen, dass du schlecht bist. Ein Fehler ist ein Hinweis, dass du lernst.

Was du nach einem Monat kannst - und was nicht

Nach 30 Tagen kannst du:

  • Einfache Skripte schreiben, die Aufgaben automatisieren
  • Text- und CSV-Dateien lesen und bearbeiten
  • Ein kleines interaktives Programm bauen (z. B. ein Quiz oder ein Rechner)
  • Die Fehlermeldungen verstehen und beheben
  • Code in kleinen, wiederverwendbaren Teilen strukturieren

Du kannst nicht:

  • Eine komplette Website mit Benutzerauthentifizierung bauen
  • Daten aus einer Datenbank abfragen
  • Ein Machine-Learning-Modell trainieren
  • Ein Spiel mit Grafik erstellen

Das ist nicht schlecht. Das ist realistisch. Du hast nicht „nichts“ gelernt. Du hast den ersten Schritt gemacht. Und der ist der schwerste.

Was kommt danach?

Nach dem ersten Monat beginnt das echte Lernen. Jetzt weißt du, wie man Python schreibt. Jetzt musst du lernen, wie man es anwendet.

Wohin gehst du als Nächstes?

  • Automatisierung? - Lerne os, shutil, schedule und pyautogui. Automatisiere deine täglichen Aufgaben.
  • Datenanalyse? - Lerne pandas und matplotlib. Analysiere deine Ausgaben, deine Spotify-Statistiken, deine Kalenderdaten.
  • Webentwicklung? - Lerne Flask. Baue eine einfache Seite, die deine Notizen anzeigt.
  • Spaßprojekte? - Lerne pygame. Baue ein kleines Spiel. Oder requests. Hole dir die aktuellen Nachrichten von einer API.

Es gibt keinen richtigen Weg. Nur deinen Weg. Und den findest du, wenn du anfängst zu bauen.

Weg aus Lernschritten zu einem hellen Tor, symbolisiert den Fortschritt beim Python-Lernen.

Wie du dich motivierst, wenn es schwer wird

Tag 12. Du sitzt vor dem Bildschirm. Du hast eine Fehlermeldung. Du hast drei Stunden gearbeitet. Du fühlst dich dumm. Das passiert. Jeder Entwickler hat das durchgemacht.

Was hilft?

  • Den Fortschritt sehen - Schreibe jeden Abend auf, was du heute gelernt hast. Selbst wenn es nur „ich verstehe jetzt, was ein Dictionary ist“ ist. In einer Woche wirst du staunen, wie viel du gelernt hast.
  • Keine Perfektion - Dein Code muss nicht elegant sein. Er muss funktionieren. Egal wie hässlich er ist. Erst später lernst du, ihn besser zu schreiben.
  • Andere sehen - Schau dir Projekte von Anfängern an. Nicht von Experten. Von Leuten, die vor zwei Wochen angefangen haben. Du wirst merken: Du bist nicht allein.

Python ist nicht schwer. Es ist nur neu. Und neue Dinge fühlen sich immer schwierig an - bis sie plötzlich einfach sind.

Frequently Asked Questions

Kann man Python ohne Vorkenntnisse lernen?

Ja, absolut. Python ist eine der benutzerfreundlichsten Programmiersprachen für Anfänger. Du brauchst keine Mathematikkenntnisse, kein Informatikstudium oder Erfahrung mit anderen Sprachen. Alles, was du brauchst, ist Geduld und die Bereitschaft, jeden Tag ein bisschen zu üben.

Wie viel Zeit braucht man täglich?

Mindestens 60 Minuten pro Tag. Wenn du nur 20 Minuten hast, ist das besser als gar nichts - aber du wirst langsamer vorankommen. 90 Minuten sind ideal, wenn du das Ziel hast, in einem Monat ein kleines Projekt abzuschließen. Wichtig ist nicht die Länge, sondern die Regelmäßigkeit. Jeden Tag etwas tun, ist effektiver als sieben Stunden an einem Tag.

Soll ich ein Kursabo kaufen?

Nein, nicht zu Beginn. Kostenlose Ressourcen wie „Automate the Boring Stuff with Python“, das offizielle Python-Tutorial oder YouTube-Kanäle wie Corey Schafer oder freeCodeCamp reichen völlig aus. Bezahlt Kurse sind oft überladen mit unnötigem Content. Erst wenn du die Grundlagen hast, lohnt es sich, in tiefere Kurse zu investieren.

Was mache ich, wenn ich steckenbleibe?

Zuerst: Lies die Fehlermeldung genau. Sie sagt dir fast immer, was falsch ist. Dann: Suche nach dem genauen Fehlertext in Google - nicht nach „Wie mache ich das?“. Oft findest du die Lösung auf Stack Overflow. Wenn nicht: Schreibe den Code in einen neuen Editor, lösche alles und fange von vorne an. Manchmal hilft ein Neuanfang mehr als stundenlanges Herumprobieren.

Ist Python wirklich die beste Sprache für Anfänger?

Es ist eine der besten. Sie hat eine klare, lesbare Syntax - fast wie normales Englisch. Sie wird in der Industrie weit verbreitet - von Google bis NASA. Und sie hat eine riesige Community, die dir hilft. Andere Sprachen wie JavaScript oder Java sind auch möglich, aber Python reduziert den Einstiegsstress am meisten. Du lernst Programmieren - nicht die Sprache.

Was jetzt?

Dein Monat beginnt heute. Nicht morgen. Nicht nächste Woche. Heute. Öffne Python. Schreibe print("Hallo Welt"). Drücke Enter. Und feiere diesen Moment. Das war dein erster Code. Alles andere baut darauf auf.

Wenn du nach 30 Tagen nicht alles kannst - gut. Du kannst jetzt etwas, das du vorher nicht konntest. Und das ist der einzige Maßstab, der zählt.