Wenn du gerade mit Programmieren anfängst, stehst du wahrscheinlich vor einer Frage: Solltest du mit Python oder mit C beginnen? Viele sagen, Python ist kinderleicht. Andere behaupten, C ist die wahre Grundlage - und wer C kann, versteht alles. Aber ist das wirklich so? Ist Python tatsächlich einfacher als C? Und was bedeutet „einfach“ überhaupt in der Programmierung?
Python ist wie ein Auto mit Automatikgetriebe
Stell dir vor, du willst von Dresden nach Leipzig fahren. Mit Python ist das, als würdest du in ein modernes Auto steigen, den Fahrmodus auf „Auto“ stellen, das Navi einschalten und losfahren. Du musst dich nicht um das Kuppeln, Schalten oder die Motorsteuerung kümmern. Python macht das für dich. Es räumt dir den Weg frei: Speicher wird automatisch verwaltet, du musst keine Zeiger erklären, und du kannst mit wenigen Zeilen Code eine Liste sortieren oder eine Webseite abfragen.
Ein einfaches Beispiel: Du willst die Zahlen von 1 bis 10 addieren. In Python schreibst du:
sum(range(1, 11))
Und das ist’s. Fertig. Keine Schleifen, keine Variablendeklarationen, kein Gedanke daran, wie viel Speicher du brauchst. Python kümmert sich darum.
C ist wie ein Motorrad, das du selbst zusammenbauen musst
Jetzt stell dir vor, du willst mit einem Motorrad nach Leipzig fahren - aber du musst es erst selbst bauen. Du musst den Motor montieren, die Kette spannen, die Bremsen einstellen, den Treibstofftank füllen und dann erst losfahren. In C musst du alles selbst tun. Du musst sagen, wie viel Speicher du brauchst, wie du ihn verwaltest, und wie du Daten in der Maschine bewegst.
Das gleiche Beispiel - Zahlen von 1 bis 10 addieren - sieht in C so aus:
#include <stdio.h>
int main() {
int summe = 0;
for (int i = 1; i <= 10; i++) {
summe += i;
}
printf("Summe: %d\n", summe);
return 0;
}
Du musst den Kopf einbinden, die Variable deklarieren, die Schleife schreiben, den Speicher verwalten und sogar den Zeilenumbruch mit \n angeben. Es ist nicht schwer - aber es ist viel mehr Arbeit. Und wenn du einen Fehler machst, etwa einen Zeiger falsch verwendest, stürzt dein Programm ab - oder schreibt Daten in den falschen Speicherbereich. Das nennt man „Segmentation Fault“. Und das ist kein Fehler, den ein Anfänger leicht versteht.
Warum C trotzdem wichtig ist
Das heißt nicht, dass C schlecht ist. Im Gegenteil. C ist die Grundlage vieler Systeme. Dein Smartphone, dein Auto, deine Router-Software - viele laufen auf C-Code. Wenn du verstehen willst, wie ein Computer wirklich funktioniert, musst du C lernen. Es zeigt dir, wie Speicher arbeitet, wie Prozessoren Befehle ausführen und wie Daten tatsächlich von A nach B kommen.
Python hingegen versteckt das alles. Es ist wie ein Smartphone: Du kannst damit Fotos machen, chatten und Videos schauen - aber du weißt nicht, wie der Akku geladen wird oder wie die Antenne funktioniert. Beides ist wichtig. Aber für den Anfang? Du willst nicht lernen, wie ein Akku funktioniert, bevor du dein erstes Foto machst.
Wie schnell kannst du Ergebnisse erzielen?
Ein echter Test: Wie lange brauchst du, um ein kleines Programm zu schreiben, das dir hilft, etwas Nützliches zu tun?
- In Python: Du schreibst ein Skript, das alle PDF-Dateien in einem Ordner umbenennt - in 15 Minuten.
- In C: Du musst Dateisysteme durchsuchen, Speicher für Zeichenketten reservieren, Fehler abfangen, und du brauchst mindestens 2 Stunden - und das, wenn du schon Erfahrung hast.
Das ist kein theoretisches Beispiel. In der Praxis arbeiten viele Datenanalysten, Lehrer und kleine Unternehmen mit Python-Skripten, um monotonen Aufgaben zu entkommen. Sie brauchen keine perfekte Software - sie brauchen eine, die schnell funktioniert. Python gibt ihnen das.
Wie schwer ist es, Fehler zu finden?
Ein Anfänger macht Fehler. Das ist normal. Aber bei C sind Fehler oft schwer zu finden. Du hast eine Variable, die nicht richtig initialisiert ist? Dein Programm läuft - aber gibt falsche Zahlen aus. Du hast einen Zeiger, der auf einen gelöschten Speicherbereich zeigt? Dein Programm stürzt ab - aber nur manchmal. Und nur auf dem Rechner deines Professors. Das nennt man „Heisenbug“.
Python zeigt dir Fehler direkt. Du hast einen Tippfehler in einem Variablennamen? Python sagt: „NameError: name 'x' is not defined“. Du hast eine Liste über ihre Grenzen hinaus ausgelesen? Python sagt: „IndexError“. Kein Rätselraten. Kein Debugger, der 45 Minuten braucht, um den Fehler zu finden. Das ist ein großer Vorteil, wenn du lernst.
Was lernst du wirklich - und wofür?
Wenn du mit C beginnst, lernst du: Wie ein Computer tickt. Wie Speicher funktioniert. Wie Befehle in Maschinensprache übersetzt werden. Das ist tief und wertvoll - aber es ist auch langsam. Du verbringst Wochen damit, zu verstehen, was ein struct ist, bevor du überhaupt eine echte Anwendung schreibst.
Wenn du mit Python beginnst, lernst du: Wie man Probleme löst. Wie man logisch denkt. Wie man Code liest und schreibt. Wie man Fehler behebt. Und das sind die Fähigkeiten, die du überall brauchst - egal ob du später in C, Java oder Rust arbeitest.
Die meisten Profis, die heute in der Industrie arbeiten, haben nicht mit C begonnen. Sie haben mit Python, JavaScript oder Scratch angefangen. Und dann haben sie C gelernt, wenn sie es brauchten. Nicht weil es „besser“ ist, sondern weil es für ihren Job nötig war.
Was sagt die Praxis?
Die Zahl der Stellenanzeigen, die Python verlangen, ist in Deutschland seit 2020 um 180 % gestiegen. In der Forschung, in der Automobilindustrie, in der Medizintechnik - überall wird Python verwendet. C wird immer noch gebraucht - aber meistens in Embedded-Systemen, Treibern oder Hochleistungsrechnern. Für die meisten Anfänger ist das nicht relevant.
Ein Studium der Informatik in Deutschland verlangt oft C als erste Sprache. Das ist traditionell. Aber immer mehr Universitäten wechseln zu Python, weil sie sehen: Studenten bleiben länger dabei, wenn sie schnell Erfolgserlebnisse haben. Wer nach drei Wochen noch nichts funktionierendes hat, gibt auf. Wer nach drei Stunden ein kleines Spiel schreibt, will mehr lernen.
Wenn du nur eine Sprache lernst - welches soll es sein?
Wenn du nur eine Sprache lernen willst - weil du Zeit hast, Geld brauchst oder einfach nur loslegen willst - dann wähle Python. Es ist einfacher. Es ist schneller. Es ist mächtiger, als du denkst. Du kannst damit Webseiten bauen, Daten analysieren, KI-Modelle trainieren, Roboter steuern und sogar Spiele programmieren.
Und wenn du später merkst, dass du tiefer in die Technik einsteigen willst - dann lernst du C. Aber erst, wenn du weißt, warum du es brauchst. Nicht, weil jemand sagt: „C ist die echte Programmierung.“
Die einfache Antwort
Ja, Python ist einfacher als C - und das ist kein Nachteil. Es ist ein Vorteil. Für Anfänger. Für Menschen, die schnell Ergebnisse brauchen. Für alle, die nicht mit einem Computer aufgewachsen sind, sondern mit einem Smartphone.
C ist nicht schlecht. Es ist nur nicht der beste Startpunkt für die meisten. Du musst nicht mit dem Motorrad anfangen, um ein Auto zu fahren. Du musst nicht mit C anfangen, um ein guter Programmierer zu werden.
Beginne mit Python. Mach etwas, das funktioniert. Feiere kleine Siege. Lerne, wie man denkt. Und wenn du bereit bist - dann gehst du tiefer. Aber nicht, weil du es „muss“. Sondern weil du es willst.
Ist Python wirklich für Anfänger geeignet?
Ja, Python ist eine der besten Sprachen für Anfänger. Der Syntax ist nah an der natürlichen Sprache, die Fehlermeldungen sind klar, und du kannst in wenigen Stunden ein funktionierendes Programm schreiben. Viele Schulen und Universitäten in Deutschland haben Python als Einstiegssprache gewählt, weil die Abbruchquote bei Anfängern deutlich niedriger ist als bei C oder Java.
Warum lernen manche trotzdem C als erste Sprache?
Manche lernen C als erste Sprache, weil sie in einem Studium gezwungen sind oder weil sie glauben, C sei die „wahre“ Programmierung. In der Praxis ist das eher eine Tradition. Wer C als erste Sprache lernt, versteht besser, wie Computer arbeiten - aber oft auch, warum viele Leute das Programmieren aufgeben. Python bietet eine sanftere Einstiegskurve.
Kann ich später von Python zu C wechseln?
Absolut. Viele Entwickler beginnen mit Python, lernen dann C, wenn sie in der Embedded-Entwicklung, im Systemdesign oder in der Hochleistungsrechnung arbeiten. Die logischen Denkweisen, die du mit Python lernst - Schleifen, Bedingungen, Funktionen - gelten genauso in C. Der Unterschied ist nur, dass du in C mehr Details selbst verwalten musst.
Ist Python langsamer als C?
Ja, Python ist langsamer - oft um das 10- bis 100-fache. Aber das spielt in den meisten Anwendungen keine Rolle. Ein Webserver, eine Datenanalyse oder eine KI-Anwendung läuft oft auf leistungsstarken Servern. Und wenn du Geschwindigkeit brauchst, kannst du kritische Teile in C oder Rust schreiben und sie in Python einbinden. Die meisten Projekte kombinieren beide Sprachen.
Was ist mit anderen Sprachen wie Java oder JavaScript?
Java ist ähnlich komplex wie C, aber mit mehr Automatik. JavaScript ist leichter als C, aber für Webseiten gedacht. Python ist die beste Wahl, wenn du eine Sprache suchst, die leicht zu lernen ist, aber für viele Bereiche nützlich ist - von Webentwicklung bis zur Wissenschaft. Es ist die universellste Einstiegssprache heute.
Wenn du heute anfängst, wähle Python. Es ist nicht „nur“ einfach - es ist der klügste Weg, um zu lernen, wie man Probleme löst. Und das ist der echte Kern der Programmierung.