Ist Python allein genug, um einen Job zu bekommen?
Lukas Fehrenbach 18 November 2025 0

Stell dir vor, du hast gerade angefangen, Python zu lernen. Du hast die Grundlagen verstanden, hast ein paar kleine Projekte gebaut, vielleicht sogar eine Webseite mit Flask oder ein Skript, das deine Dateien organisiert. Und dann kommt die Frage: Python ist genug, um einen Job zu bekommen? Die Antwort ist nicht einfach ja oder nein. Es hängt davon ab, was du willst, wo du lebst und wie du dich vorstellst.

Was kannst du mit Python wirklich machen?

Python ist nicht nur eine Sprache. Es ist ein Werkzeugkasten, der in vielen Bereichen funktioniert. In der Webentwicklung nutzt man Django oder Flask. In der Datenanalyse kommt Pandas und NumPy zum Einsatz. Künstliche Intelligenz und Machine Learning laufen oft auf Python-Basis mit TensorFlow oder PyTorch. Automatisierung, Skripte für IT-Systeme, sogar Spiele mit Pygame - alles möglich.

Doch hier ist der Knackpunkt: Unternehmen suchen nicht nach jemandem, der „Python kann“. Sie suchen nach jemandem, der ein Problem löst. Ein Job als Data Analyst braucht nicht nur Python-Kenntnisse, sondern auch Verständnis für Statistik, Datenbanken und wie man Ergebnisse verständlich präsentiert. Ein Backend-Entwickler braucht nicht nur Flask, sondern auch REST-APIs, Datenbankdesign, Authentifizierung und vielleicht sogar Docker.

Wie sieht der Markt in Deutschland aus?

In Deutschland, besonders in Städten wie Berlin, München oder Dresden, gibt es viele Stellen, die Python verlangen - aber fast immer als Teil eines größeren Skills-Pakets. Eine Stellenausschreibung für einen „Python-Entwickler“ ist selten allein. Meistens steht da: „Python, SQL, Git, Erfahrung mit Cloud-Diensten wie AWS oder Azure“.

Ein Studium oder eine Ausbildung hilft, aber ist nicht nötig. Viele Einsteiger haben sich selbst gelernt - und das funktioniert. Aber nur, wenn du nicht nur Code schreibst, sondern auch verstehst, warum du ihn schreibst. Wer nur ein paar Tutorials durchgemacht hat, ohne eigene Projekte zu bauen, wird kaum weiterkommen.

Was brauchst du neben Python?

Wenn du dich auf eine Stelle bewirbst, die Python verlangt, musst du mindestens diese Dinge können:

  • Git und GitHub: Jeder Entwickler nutzt Versionierung. Ohne das ist dein Code nur ein Ordner auf deinem Laptop.
  • Grundlagen von Datenbanken: SQL ist fast immer dabei. Auch wenn du mit ORM arbeitest, musst du wissen, wie Daten gespeichert und abgerufen werden.
  • Linux-Befehlszeile: Die meisten Server laufen auf Linux. Du musst dich nicht als Sysadmin auskennen, aber du musst Dateien hochladen, Logs anschauen und Dienste starten können.
  • Problem lösen, nicht nur kopieren: Stack Overflow ist nützlich, aber wenn du jedes Problem mit Copy-Paste löst, wirst du in einem Vorstellungsgespräch auffliegen.

Wenn du dich für Data Science interessierst, brauchst du zusätzlich: Statistik, Datenvisualisierung mit Matplotlib oder Seaborn, und ein Verständnis für Machine Learning-Grundlagen. Für Webentwicklung: HTML, CSS, JavaScript - auch wenn du Backend machst, brauchst du eine Vorstellung davon, wie die Frontend-Seite funktioniert.

Wie baust du ein Portfolio, das wirklich zählt?

Ein Portfolio ist dein Sprungbrett. Kein Arbeitgeber liest dein Lebenslauf, wenn du nur „Python-Kenntnisse“ draufstehen hast. Du brauchst sichtbare Ergebnisse.

Ein guter Projekt-Idee: Ein Skript, das deine E-Mails automatisch nach Wichtigkeit sortiert. Oder eine Webseite, die aktuelle Wetterdaten aus einer API holt und in einer übersichtlichen Ansicht zeigt. Oder ein Tool, das aus deinen Spotify-Playlists die meistgehörten Künstler auswertet - und das als interaktive Grafik darstellt.

Wichtig: Mach es echt. Nutze echte Daten. Stelle den Code auf GitHub. Schreibe eine kurze README, die erklärt, was das Projekt macht, warum du es gebaut hast und wie man es ausführt. Das zeigt mehr als hundert Zeilen in einem Lebenslauf.

Menschen bei einem Python-Treffen in Dresden analysieren gemeinsam Datenvisualisierungen.

Wie findest du deinen ersten Job?

Starte klein. Suche nach Praktika, Volontariaten oder Freelance-Aufträgen auf Plattformen wie Upwork oder Fiverr - nicht für 5 Euro, sondern für 20-30 Euro die Stunde. Du lernst, wie echte Projekte ablaufen: mit Anforderungen, Fristen, Feedback.

Teilnahme an lokalen Meetups hilft. In Dresden gibt es regelmäßige Python- und Tech-Treffen. Du triffst Leute, die genau das Gleiche durchmachen wie du. Manchmal wird aus einem netten Gespräch ein Jobangebot - ohne Bewerbung.

Und ja: Du musst auch lernen, dich zu verkaufen. Ein Gespräch mit einem Recruiter ist kein Test, ob du alles weißt. Es ist eine Prüfung, ob du lernfähig bist, kommunizieren kannst und dich für das Thema begeisterst.

Was ist mit Einsteigern ohne Erfahrung?

Es gibt Unternehmen, die gezielt Einsteiger suchen - besonders in der öffentlichen Verwaltung, bei Startups oder in der Forschung. Die erwarten nicht, dass du alles kannst. Sie erwarten, dass du schnell lernst, neugierig bist und Verantwortung übernimmst.

Ein Beispiel: Ein Student hat ein Python-Skript gebaut, das die Wartezeiten in der Stadtverwaltung analysiert. Er hat es auf GitHub gepostet, in einem Blog erklärt und es der Stadtverwaltung zugeschickt. Drei Wochen später wurde er eingeladen - nicht als Praktikant, sondern als Junior-Entwickler. Warum? Weil er ein Problem gesehen und gelöst hat - ohne dass jemand ihn darum gebeten hat.

Wie lange dauert es, bis du einen Job bekommst?

Wenn du 10-15 Stunden pro Woche lernst und projektorientiert arbeitest, kannst du in 6-9 Monaten bereit sein. Nicht für einen Top-Job bei Google, aber für einen Einstiegsjob bei einem mittelständischen Unternehmen, einem Startup oder einer Behörde.

Die meisten, die scheitern, geben nach drei Monaten auf. Sie denken: „Ich lerne schon lange, aber ich kriege keinen Job.“ Aber sie haben nie ein echtes Projekt abgeschlossen. Sie haben nie jemandem gezeigt, was sie können. Sie haben nie gefragt: „Wie kann ich besser werden?“

Junior-Entwickler präsentiert ein GitHub-Projekt zur Optimierung von Wartezeiten in der Stadtverwaltung.

Was ist mit anderen Sprachen?

Python ist nicht die einzige Sprache. Aber es ist eine der besten, um anzufangen. Wenn du erst mal Python beherrschst, lernst du andere Sprachen viel schneller. Die Logik ist dieselbe. Die Syntax ist nur anders.

Einige Jobs verlangen JavaScript, Java oder C#. Aber das heißt nicht, dass du die sofort lernen musst. Fang mit Python an. Baue Projekte. Lerne, wie man Probleme löst. Wenn du dann merkst, dass du dich für Webentwicklung interessierst, lernst du JavaScript. Wenn du dich für Mobile Apps interessierst, gehst du zu Kotlin oder Swift. Aber das kommt später.

Was passiert, wenn du nur Python kannst?

Dann wirst du wahrscheinlich als Junior-Entwickler eingestellt - aber mit klaren Erwartungen: Du wirst viel lernen. Du wirst viel Feedback bekommen. Du wirst nicht als Experte behandelt. Das ist okay. Viele erfolgreiche Entwickler haben genau so angefangen.

Wenn du aber denkst, Python allein reicht, um dich zu verstecken - dann wirst du nicht weiterkommen. Die Sprache ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, etwas zu bauen, das anderen hilft.

Was sind die häufigsten Fehler?

  • Man lernt nur Theorie, ohne zu programmieren.
  • Man kopiert Code aus Tutorials, ohne ihn zu verstehen.
  • Man wartet, bis man „perfekt“ ist, bevor man sich bewirbt.
  • Man hat kein Portfolio oder nur schlechte Projekte („To-Do-Liste“ - das hat jeder schon gemacht).
  • Man ignoriert Soft Skills: Kommunikation, Organisation, Feedback annehmen.

Python ist kein Zauberstab. Es ist ein Hammer. Und du musst lernen, damit Nägel einzuschlagen - nicht nur den Hammer zu halten.

Reicht Python allein aus, um als Einsteiger einen Job zu bekommen?

Nein, nicht allein. Aber Python ist ein sehr starker Anfang. Du brauchst zusätzlich Grundkenntnisse in Git, SQL, Linux-Befehlszeile und das Verständnis, wie man Probleme löst. Ein Portfolio mit echten Projekten ist entscheidend - nicht der Lehrplan, den du durchlaufen hast.

Wie lange dauert es, bis man mit Python einen Job bekommt?

Wenn du regelmäßig 10-15 Stunden pro Woche investierst, dich auf Projekte konzentrierst und dein Portfolio aufbaust, kannst du in 6 bis 9 Monaten bereit sein. Es geht nicht um die Zeit, sondern um die Qualität deiner Arbeit.

Sind Python-Jobs in Deutschland gefragt?

Ja, sehr. Python ist eine der am häufigsten nachgefragten Sprachen - besonders in Data Science, Automatisierung, Webentwicklung und Forschung. Aber meistens als Teil eines größeren Skills-Sets. Wer nur Python kann, hat es schwerer als jemand, der Python mit SQL, Git und Cloud-Tools kombiniert.

Sollte ich erst Python lernen und dann andere Sprachen?

Ja. Python ist die einfachste Sprache, um Programmierlogik zu lernen. Wenn du erst mal verstanden hast, wie man Probleme löst, wird das Lernen von JavaScript, Java oder C# viel schneller gehen. Konzentriere dich zuerst auf Lösungen, nicht auf Sprachen.

Was ist mit Abschlüssen? Brauche ich einen Uni-Abschluss?

Nein. Viele Python-Entwickler in Deutschland haben keinen Abschluss. Was zählt, ist dein Portfolio, deine Projekte und wie du dich in Vorstellungsgesprächen präsentierst. Ein Abschluss hilft manchmal bei der ersten Einladung - aber nicht, wenn du keine Projekte hast.

Was kommt als Nächstes?

Wenn du jetzt denkst: „Ich will anfangen“, dann mach es so: Schreibe heute ein kleines Skript - nicht mehr als 50 Zeilen. Zum Beispiel: Ein Programm, das dir täglich eine zufällige Motivationsmeldung schickt. Speichere es auf GitHub. Schreibe eine kurze Beschreibung. Und dann warte nicht auf den perfekten Moment. Der kommt nie. Der Moment ist jetzt.