Die schwersten Programmiersprachen: Was macht eine Computersprache wirklich schwer?
Lukas Fehrenbach 14 August 2025 0

Eine ganz harte Nuss: Stell dir vor, du hast gerade erst HTML oder Python gebändigt und fühlst dich wie der King am Laptop. Doch dann taucht in irgendeinem nerdigen Reddit-Thread plötzlich ein Typ auf, der von Sprachen wie Brainfuck oder Malbolge spricht. Da fragst du dich, warum manche Computersprachen wie ein Rätsel mit 10000 Teilen ohne Bildvorlage wirken, während andere sich fast wie Deutsch oder Englisch anfühlen. Warum werden sich manche Sprachen wie ein Spaziergang im Park und andere wie ein Survival-Trip durchs Amazonasgebiet an – und welche Sprache ist die härteste von allen?

Was macht eine Programmiersprache "schwierig"?

Um ehrlich zu sein, schwer ist eine Programmiersprache immer nur so schwer, wie ihre Konzepte neu und fremd für dich sind. Aber klar, es gibt objektive Kriterien, die das Ganze messbar machen. Viele denken bei "schwierig" sofort an möglichst viele Befehle, eine verwirrende Syntax oder undurchschaubare Fehler. Tatsächlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Manche Sprachen wurden von Anfang an für Leute entwickelt, die das Gehirn-Bungee-Jumping lieben. Andere sind alt und wirken auf heutige Programmierer wie ein Relikt aus der Steinzeit – COBOL, anyone?

Zu den harten Brocken zählen meistens Sprachen mit:

  • Ungewöhnlicher Syntax (etwa Klammern, die jede Zeile einrahmen oder vollkommener Verzicht auf Klartext-Befehle).
  • Wenig Hilfsmittel wie Libraries, IDE-Support oder Community-Erfahrung.
  • Strengen Regeln, bei denen ein winziger Fehler sofort alles lahmlegt (Fehlerverzeihlichkeit? Fehlanzeige!).
  • Zwei bis drei Dokumentationsseiten aus 2001, oft nur auf Englisch, manchmal auch gar nicht.

Auch der sogenannte "Paradigmenwechsel" macht vieles schwer. Wenn du von Python auf Prolog oder Haskell wechselst, musst du umdenken: Plötzlich zählen nicht mehr die klassischen Anweisungen, sondern mathematische Konzepte wie Logik oder reine Funktionen, alles ohne das, was du von normalen Sprachen gewohnt bist. Übrigens: Einer Studie von 2023 zufolge dauerte es bei Informatik-Studierenden im Mittel 2,8-mal so lang, Lisp zu beherrschen wie JavaScript. Liegt nicht jedem und jeder!

Diese Sprachen treiben sogar Profis in den Wahnsinn

Jetzt wird’s ernst! Es gibt einige Programmiersprachen, die als echte Folter gelten – und sie verdienen den Ruf auch. Ganz vorne mit dabei: Brainfuck. Der Name ist Programm. Die Sprache hat acht Befehle, sieht aus wie Tippfehler und wurde gebaut, um genau das zu sein: frustrierend. Wer darin ein "Hallo Welt!" schreibt, tippt kläglich lange an einem scheinbar sinnlosen Code herum. Ein weiteres Beispiel ist Malbolge. Sie ist sogar so krass, dass ihr Schöpfer, Ben Olmstead, am Anfang selbst keinen lauffähigen Code schreiben konnte. Und ja, es hat ganze zwei Jahre gedauert, bis jemand ein brauchbares "Hello, World!" produziert hatte. Das macht Malbolge zur vielleicht härtesten Sprache von allen.

Aber nicht nur diese sogenannten "Esoterischen Sprachen" sind eine Tretmine für deinen Kopf. Auch einige "normale" Sprachen brauchen Geduld: Lisp, mit seinen unendlich verschachtelten Klammern, versteht nicht mal eben jeder auf Anhieb. C++ ist nicht umsonst bei den einen berüchtigt und bei den anderen geliebt, weil hier Fehler zur Tagesordnung gehören, die erst nach 20 Kompilierungsversuchen auffallen. Dann gibt’s noch Rust. Super sicher, aber wehe, du verstehst das Speicherverwaltungskonzept nicht komplett – willkommen im Compiler-Höllenkreis!

Hier mal eine coole Übersicht, was für Sprachen selbst erfahrene Profis regelmäßig ins Schwitzen bringen:

SpracheSchwierigkeit für AnfängerBekannter StolpersteinErschienen
BrainfuckExtrem hochUnlesbare Syntax1993
MalbolgeExtrem hochKomplexität, keine Strukturen1998
LispHochKlammerwahnsinn1958
C++HochKomplexe Syntax & Speicherhandling1985
RustHochOwnership/Speicherverwaltung2015
AssemblySehr hochSehr nah an Hardware, kaum Abstraktion1949

Ein bisschen überraschend, oder? Weird: Obwohl Brainfuck oder Malbolge kaum im Berufsleben gebraucht werden, werden diese Sprachen als Denk- und Geduldstraining gesehen. Bei C++ und Rust dagegen lohnt sich das Schwitzen durchaus, weil sie in der Praxis (Spieleentwicklung, System-Programmierung) fett bezahlt werden.

Warum sollte man sich das überhaupt antun?

Warum sollte man sich das überhaupt antun?

Du denkst jetzt vielleicht: Wozu sich selbst so quälen? Tatsächlich hilft der Kampf mit einer schweren Sprache ebenso, wie ein Gewichtheber schwerer hebt, um stärker zu werden. Wer mal ein "Hello World!" in Brainfuck zustande bekommt oder das erste eigene C++-Programm zum Laufen bringt, der bekommt was, das man in kaum einem Tutorial lernt: Denkflexibilität. Man trainiert Ausdauer, findet ungewöhnliche Fehler und lernt, wie ein Computer wirklich "tickt" – fernab bequemer Automatismen.

Auch das Verständnis von Hardware und Speichern, das du bei Sprachen wie Assembly brauchst, bringt dir im Alltag viel. Niemand programmiert heute riesige Apps in Assembly, aber plötzlich verstehst du, warum dein JavaScript-Schnipsel ruckelt oder dein PC abstürzt, weil du nicht nur auf rosa Einhörner aus der Cloud baust, sondern auf dem Boden der Bits und Bytes gelandet bist.

Zudem gilt: Wer harte Sprachen meistert, kommt bei "einfacheren" wie Python, Ruby oder JavaScript umso schneller zurecht. Du weißt früh, wie Fehler aussehen, warum Konzepte wie Pointer, Garbage Collection und Stack-Overflows überhaupt existieren und kannst beim nächsten Jobinterview ganz entspannt antworten, wenn Fragen zur Speicherverwaltung kommen. Und: In manchen Unis oder Firmen wird erwartet, dass du dich wenigstens mal mit C++ oder einer funktionalen Sprache beschäftigt hast – gibt Pluspunkte im Lebenslauf!

Fun Fact: Fast alle berühmten Programmierer – ob Donald Knuth oder Linus Torvalds – haben sich an den harten Sachen versucht, bevor sie ihre größten Projekte gestartet haben. Denken hilft also beim Coden!

Tipps, wenn du dich an die schwersten Sprachen wagen willst

Ok, genug Horror – du willst wissen, wie du selbst eine dieser Sprachen bezwingen kannst? Ich geb dir ein paar Tipps, damit du nicht am dritten Tag aufgibst und wieder zu Python zurückkriechst.

  • Such dir ein konkretes, winziges Ziel: "Hello, World!". Klingt trivial, ist bei Brainfuck oder Malbolge eine echte Challenge.
  • Arbeite in kleinen Schritten. Versuch erst mal, einen Output zu erzeugen oder eine Variable zu ändern, bevor du das nächste Super-Feature einbaust.
  • Analysiere fremde Codes, bevor du allein loslegst. Gerade bei Lisp und C++ gibt’s zig Beispielcodes im Netz, die helfen, typische Fehler zu vermeiden.
  • Notiere dir alle Befehle und Besonderheiten. Manche Sprachen haben so absurde Syntaxregeln (wie Whitespaces bei Python oder die kryptischen Zeichen in Brainfuck), dass simple Spickzettel helfen, klarzukommen.
  • Sieh das Ganze als Geduldsspiel. Nicht aufgeben, wenn’s beim ersten Versuch nicht klappt – manchmal dauert’s eben ein paar Wochen bis zum Aha-Moment.
  • Hol dir Unterstützung aus Reddit, Stack Overflow oder von der Uni-Fachschaft. Gerade Nischensprachen haben kleine, aber ziemlich hilfsbereite Communities.

Falls du bei Malbolge, Lisp oder Assembly irgendwann absolut nicht mehr weiterweißt: Manchmal hilft ein Spaziergang oder eine Pizza. Brainpower braucht halt auch Energie. Einfach die Tastatur nicht an die Wand werfen – und vielleicht mal Kollegen fragen, die schon daran gescheitert sind.

Und noch was: Du musst diese Sprachen nicht perfekt können. Viele lernen Brainfuck, Malbolge oder Assembly nur, um einmal die eigene Komfortzone zu crashen, bevor sie wieder auf komfortableren Terrains unterwegs sind. Wer weiß, vielleicht ist das genau der Denk-Boost, der dich später bei deinem nächsten Python-, JavaScript- oder C++-Projekt schneller und kreativer macht.