Brauchst du einen Abschluss, um Python-Entwickler zu werden?
Lukas Fehrenbach 13 November 2025 0

Stell dir vor, du hast gerade angefangen, Python zu lernen. Du hast die Grundlagen verstanden, hast ein paar kleine Projekte gebaut, vielleicht eine Webseite mit Flask oder einen Datenanalyse-Script mit Pandas. Und dann kommt die Frage: Brauchst du einen Abschluss, um Python-Entwickler zu werden? Die Antwort ist einfach: Nein. Du brauchst keinen Universitätsabschluss, um als Python-Entwickler zu arbeiten. Aber das heißt nicht, dass ein Studium nichts wert ist. Es hängt davon ab, was du willst - und wie du dich vorstellst.

Was Arbeitgeber wirklich suchen

Viele Unternehmen, besonders Startups und Tech-Unternehmen in Deutschland, schauen nicht auf dein Diplom. Sie schauen auf dein Portfolio. Was hast du gebaut? Hast du Code auf GitHub gepusht? Hast du ein Tool geschrieben, das jemandem hilft? Hast du an Open-Source-Projekten mitgewirkt? Das ist der entscheidende Faktor.

Ein Beispiel: Ein Entwickler aus Leipzig hat sich selbst Python beigebracht, hat eine kleine App entwickelt, die lokale Bauernhöfe mit Kunden verbindet, und sie auf GitHub veröffentlicht. Innerhalb von drei Monaten bekam er drei Jobangebote - ohne Abschluss, ohne Praktikum, ohne Lebenslauf mit Uni-Einträgen. Warum? Weil er etwas gemacht hatte. Nicht nur gelernt. Nicht nur Videos geschaut. Er hat Probleme gelöst.

Ein Studium kann dir helfen, dich zu strukturieren. Es lehrt dich, wie man Systeme denkt, wie man Algorithmen optimiert, wie man mit Teams arbeitet. Aber all das kannst du auch selbst lernen - und oft schneller und praxisnäher.

Wo ein Abschluss hilft - und wo er überflüssig ist

Es gibt Branchen, in denen ein Abschluss immer noch Pflicht ist. Das sind vor allem große Unternehmen mit strengen HR-Prozessen: Banken, Versicherungen, öffentliche Verwaltungen oder Forschungsinstitute. Hier wird oft ein Bachelor oder Master als Filter verwendet - nicht weil es besser ist, sondern weil es einfacher ist, Hunderte von Bewerbungen zu sortieren.

Aber selbst dort gibt es Ausnahmen. Ein Kollege aus Berlin, der kein Informatikstudium absolviert hat, arbeitet heute als Data Scientist bei einer großen deutschen Bank. Wie? Er hat ein Portfolio mit 15 realen Projekten erstellt, hat sich in einer Online-Zertifizierung von IBM und Google zertifizieren lassen, und hat sich aktiv in lokalen Meetups engagiert. Nach sechs Monaten Bewerbungen bekam er ein Interview - und hat es mit seinem Code gewonnen, nicht mit seinem Zeugnis.

Im Bereich Webentwicklung, Automation oder Data Analysis ist ein Abschluss dagegen fast irrelevant. Hier zählt, ob dein Code funktioniert, ob du Probleme lösen kannst und ob du lernbereit bist. Die Technologie ändert sich zu schnell, als dass ein Studium von vor fünf Jahren noch aktuell wäre.

Wie du ohne Studium anfängst

Wenn du keinen Abschluss hast - und das ist völlig in Ordnung - dann brauchst du einen klaren Plan. Hier ist, wie du anfangen kannst:

  1. Wähle einen Fokus: Willst du Webentwicklung mit Django oder Flask? Datenanalyse mit Pandas und NumPy? Automatisierung mit Scripting? KI mit scikit-learn? Ein kluger Fokus spart Zeit.
  2. Baue Projekte - nicht nur Tutorials: Tutorials sind gut zum Lernen. Aber echte Projekte sind dein Portfolio. Schreibe ein Tool, das deine E-Mails organisiert. Baue eine Website, die Wetterdaten ausliest. Automatisiere deine Rechnungen.
  3. Veröffentliche auf GitHub: Mach deinen Code öffentlich. Schreibe klare Readme-Dateien. Zeige, wie man dein Projekt nutzt. Das ist dein Lebenslauf.
  4. Teilnahme an Communities: Gehe zu Python-Meetups in Dresden, Berlin oder online. Stelle Fragen. Helfe anderen. Zeige, dass du nicht nur codest, sondern auch kommunizierst.
  5. Erwirb Zertifikate - aber nur sinnvolle: Google Data Analytics, IBM Python for Data Science, oder der Python Institute Certificate sind anerkannt. Vermeide billige Zertifikate von unbekannten Plattformen.

Du brauchst nicht 100 Projekte. Du brauchst 3-5, die gut gemacht sind. Eines davon sollte so gut sein, dass jemand es benutzen würde - und das nicht nur, weil du es geschrieben hast.

Menschen bei einem Python-Meetup in Dresden, einer präsentiert Code an einer Whiteboard-Wand.

Die Realität: Gehälter ohne Abschluss

Einige Leute denken: Ohne Abschluss verdienst du weniger. Das ist ein Mythos - zumindest in der Tech-Branche. Eine Umfrage von Stack Overflow 2024 unter deutschen Python-Entwicklern zeigte: Entwickler ohne Hochschulabschluss verdienten im Durchschnitt 48.500 Euro jährlich. Die mit Bachelor-Abschluss: 51.200 Euro. Der Unterschied ist minimal - und verschwindet nach drei Jahren Berufserfahrung.

Warum? Weil Erfahrung zählt. Wenn du seit zwei Jahren Python schreibst, egal ob du studiert hast oder nicht - dann bist du genauso wertvoll wie jemand mit Abschluss. Der Unterschied liegt nicht in der Bildung, sondern in der Praxis.

Was du vermeiden solltest

Es gibt einige Fallen, die viele ohne Abschluss laufen:

  • Ständig lernen, nie bauen: Du kannst nicht ewig nur Videos schauen und Kurse machen. Irgendwann musst du Code schreiben - und ihn veröffentlichen.
  • Dein Portfolio verstecken: Wenn dein GitHub nur aus einem einzigen Projekt besteht und das nicht funktioniert - dann wirkt das schlecht. Zeig, was du kannst.
  • Sich entschuldigen: „Ich hab keinen Abschluss, aber…“ - das sagst du nicht. Du sagst: „Ich habe drei Projekte gebaut, die Kunden nutzen. Hier ist der Link.“
  • Denken, du musst alles wissen: Niemand kennt alle Python-Bibliotheken. Du musst nur wissen, wie du ein Problem löst - und wie du nachhilfst, wenn du nicht weiterkommst.
Vergleich zweier Karrierewege: Uni-Abschluss links, GitHub-Profil mit Projekten rechts, verbunden durch Code-Snippets.

Was kommt nach dem ersten Job?

Wenn du deinen ersten Job als Python-Entwickler bekommst - egal ob mit oder ohne Abschluss - dann ist das erst der Anfang. Jetzt geht es darum, dich weiterzuentwickeln. Lerne, wie man mit Teams arbeitet. Lerne, wie man Code reviewt. Lerne, wie man Dokumentation schreibt. Lerne, wie man mit Produktmanagern spricht.

Einige entscheiden sich später für einen Master - aber nicht, weil sie ihn brauchen. Sondern weil sie Forschung lieben oder in eine andere Branche wechseln wollen. Andere bleiben bei der Praxis - und werden Senior Developer, Tech Lead oder sogar CTO.

Die meisten erfolgreichen Python-Entwickler, die ich kenne, haben nie einen Abschluss gemacht. Sie haben einfach angefangen. Und sie haben nicht auf „eines Tages“ gewartet. Sie haben heute begonnen.

Wie du deine Chancen maximierst

Wenn du dich auf den Weg machst, hier sind drei Dinge, die dir helfen werden:

  1. Dein GitHub ist dein Lebenslauf. Mach ihn sauber, aktiv und relevant.
  2. Dein Netzwerk ist deine Türöffnerin. Sprich mit Leuten. Gehe zu Events. Frage nach Feedback.
  3. Deine Haltung ist dein größter Vorteil. Zeige Neugier. Zeige Ausdauer. Zeige, dass du lernst - nicht nur, dass du gelernt hast.

Du brauchst keinen Abschluss, um Python-Entwickler zu werden. Du brauchst nur die Bereitschaft, anzufangen - und nicht aufzuhören.

Kann man ohne Studium als Python-Entwickler einen guten Job bekommen?

Ja, absolut. Viele deutsche Unternehmen, besonders Startups und Tech-Firmen, stellen nach Fähigkeiten ein - nicht nach Abschlüssen. Ein starkes Portfolio mit realen Projekten, GitHub-Aktivität und praktischer Erfahrung ist oft wichtiger als ein Uni-Abschluss. Eine Umfrage von Stack Overflow 2024 zeigte, dass Python-Entwickler ohne Abschluss in Deutschland im Durchschnitt fast genauso viel verdienen wie ihre Kollegen mit Bachelor.

Welche Zertifikate sind für Python-Entwickler wirklich wertvoll?

Die wertvollsten Zertifikate kommen von etablierten Anbietern wie Google (Data Analytics Certificate), IBM (Python for Data Science), oder dem Python Institute (PCAP und PCPP). Diese sind anerkannt und zeigen, dass du strukturiert gelernt hast. Vermeide billige Zertifikate von unbekannten Plattformen - sie werden in der Branche oft ignoriert.

Sollte ich trotzdem ein Informatikstudium machen?

Nur, wenn du es wirklich willst. Ein Studium gibt dir fundierte Grundlagen in Algorithmen, Datenstrukturen und Software-Engineering - das ist nützlich. Aber du kannst das alles auch selbst lernen, oft schneller und mit mehr Praxisbezug. Wenn du dich für Forschung, Banken oder öffentliche Verwaltung interessierst, kann ein Abschluss hilfreich sein. Für die meisten Tech-Jobs ist er nicht nötig.

Wie viele Projekte brauche ich, um einen Job zu bekommen?

Drei bis fünf gut gemachte Projekte reichen. Wichtig ist nicht die Anzahl, sondern die Qualität. Ein Projekt, das ein echtes Problem löst - wie eine Automatisierung für kleine Unternehmen oder eine Datenvisualisierung für lokale Daten - wirkt viel stärker als zehn Tutorials. Zeige, dass du denkst wie ein Entwickler, nicht wie ein Schüler.

Wie wichtig ist GitHub wirklich?

Extrem wichtig. GitHub ist dein digitales Lebenslauf. Arbeitgeber schauen dort hin, um zu sehen, wie du codest: Sauber? Kommentiert? Regelmäßig aktualisiert? Mit Branches und Pull Requests? Ein GitHub-Profil mit aktiven Projekten und klaren Readmes ist oft der entscheidende Faktor - besonders wenn du keinen Abschluss hast.

Kann ich als Selbstlerner Karriere machen?

Ja - und viele tun es. Die meisten Senior Python-Entwickler, die ich kenne, haben sich selbst gelernt. Karriere macht man nicht durch einen Abschluss, sondern durch kontinuierliches Lernen, sichtbare Ergebnisse und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Wer sich weiterentwickelt, wird immer gebraucht - egal ob mit oder ohne Uni.