Warum Python so besonders ist: Die Unterschiede zu anderen Programmiersprachen erklärt
Lukas Fehrenbach 27 Juli 2025 0

Es gibt diesen einen Moment, in dem jeder, der schon mal programmiert hat, Python ausprobiert und plötzlich denkt: „Warum fühlt sich das so anders an?“ Nicht nur schlichter, sondern fast wie ein Backrezept, das man tatsächlich versteht, ohne dreimal googeln zu müssen. Genau das macht Python zur Lieblingssprache von Leuten, die eigentlich gar keine Programmierer sind – und von denen, die es beruflich machen. Jetzt stellt sich aber die Frage: Was macht Python so besonders anders? Die Antwort darauf steckt im Detail, im Stil und im Mindset, das hinter der Sprache steht.

Designphilosophie: Lesbarkeit first, dann Technik

Python wurde 1991 von Guido van Rossum veröffentlicht – und ja, dieser Name steht tatsächlich in jedem Grundlagenbuch. Die Sprache entstand aus dem Wunsch heraus, Programmcode verständlicher zu machen. Van Rossums Motto war: Der Code sollte so klar sein, dass man ihn am nächsten Tag noch versteht, sogar wenn man nicht mehr weiß, was man gestern dachte. Das klingt nach einer Kleinigkeit, ändert aber fast alles. Andere Sprachen wie Java oder C++ strotzen vor geschweiften Klammern, Semikolons und Klammern, die schon nach 20 Zeilen für Knoten im Kopf sorgen können. Python dagegen setzt massiv auf Einrückung, logisch leseähnliche Syntax, und konsistente Struktur. Jeder Block muss eingerückt werden – und genau das haut Hobby-Programmierern den Frust aus dem Code, weil Fehler oft schon am Zeilenanfang auffliegen. Wer zum Beispiel einen Codeblock nicht einrückt, bekommt direkt eine Fehlermeldung. Verrückt: Im offiziellen Python-Style Guide steht sogar „Beautiful is better than ugly.” Wer schon mal mit Architekturdiagrammen gekämpft hat, freut sich über so viel Pragmatismus.

Schaut man in das so genannte Zen of Python, eine Art lose Guideline, finden sich Sätze wie „Simple is better than complex.“ oder „Readability counts.“ Diese Prinzipien machen die Sprache besonders einsteigerfreundlich – daher schwören Schulen und Unis auf Python, wenn Informatik unterrichtet wird. Das hat langfristig dazu geführt, dass der Einstieg in die Programmierung mit Python so niedrigschwellig wie mit fast keiner anderen Sprache ist. Laut einer Analyse von GitHub im Jahr 2024 belegt Python den zweiten Platz der meistgenutzten Programmiersprachen weltweit, direkt nach JavaScript. Es punktet mit klaren Worten und einheitlicher Struktur. Die Community übernimmt diesen Ansatz, sodass viele populäre Bibliotheken ähnlich aufgebaut sind. Kein Chaos, kein Spaghetti-Code.

Syntax: Simpel, sauber und konsistent

Ein „Hello World“ in C? Sieht so aus:
#include
int main() {
printf("Hello, World!\n");
return 0;
}

Und in Python?

print("Hello, World!")

Kein Vorbereiten, kein Ballast. Genau hier merkt man, wie anders Python tickt. Die Sprache zwingt niemanden dazu, ewig mit Klammern oder komplizierter Typisierung zu kämpfen. Viele Standardaufgaben lösen sich in einer Zeile – echtes Power-Feeling für Anfänger und Profis gleichermaßen. Ein Vorteil, den beispielsweise auch Data Scientists feiern, die komplexe Analysen in wenigen Zeilen durchziehen. Python kennt (fast) keine wirklich festen Datentypen: Variablen werden einfach zugewiesen, und was drin ist, ist eben drin. Das wirkt manchmal fast schon zu locker. Aber die Fehler, die daraus entstehen könnten, fängt die Sprache mit aussagekräftigen Fehlermeldungen ab, die weit weniger abschreckend sind als zum Beispiel die klassischen „Segmentation Faults“ aus C oder C++.

Gerade im Vergleich zu Sprachen wie Java, wo alles ein Objekt sein muss und man oft ganze Klassenhierarchien anlegen muss, um überhaupt eine kleine Anwendung zu schreiben, bietet Python einen erfrischenden Gegenentwurf. Dafür zahlt man mit etwas weniger Laufzeitgeschwindigkeit, aber das ist für viele Anwendungen nicht wirklich entscheidend. Besonders spannend: Python sieht fast schon wie pseudo-code aus. Das heißt, was Entwickler planen, lässt sich meist fast eins zu eins abbilden, ohne zu „übersetzen“.

Ökosystem: Bibliotheken für alles und noch mehr

Ökosystem: Bibliotheken für alles und noch mehr

Entwicklung mit Python ist wie ein riesiger Werkzeugkoffer, der mitwächst. Es gibt Bibliotheken für fast alles – von Webentwicklung (Django, Flask) über Datenanalyse (NumPy, Pandas) bis hin zu Künstlicher Intelligenz (TensorFlow, scikit-learn). Jede größere Disziplin in der IT hat irgendwann ihren Python-Stack bekommen. Das liegt nicht zuletzt an der riesigen Community: Über 8,5 Millionen Entwickler arbeiten weltweit fast täglich mit Python. Ganze Forschungsbereiche wie Data Science oder maschinelles Lernen kommen ohne Python praktisch nicht mehr aus.

Bibliothek Einsatzgebiet Anwender (in Mio.)
NumPy Numerische Berechnung 2,6
Pandas Datenanalyse 1,7
Django Webentwicklung 0,9
TensorFlow Machine Learning 1,1

Ständig entstehen neue Libraries, und weil Python so lesbar bleibt, sind diese Tools meist schneller gelernt als vergleichbare Pakete aus anderen Sprachen. Viele Unternehmen setzen Python inzwischen dort ein, wo früher auf Java, .NET oder PHP gesetzt wurde. Instagram läuft zum Beispiel zu großen Teilen auf Django, das wiederum auf Python basiert. Self-driving Cars? Hinter Tesla, Waymo und Co. steckt oft erheblicher Python-Code für die Datenauswertung. Und wenn du ChatGPT ausprobierst – du ahnst es – spielt Python im Hintergrund ebenfalls eine Rolle. Die Zahl der Erweiterungsmöglichkeiten und das offene Paketmanagement machen Python für viele Branchen zum Standard.

Vielseitigkeit und Plattformunabhängigkeit: Vom Raspberry Pi bis zum Supercomputer

Python läuft überall. Von Mini-Controllern wie dem Raspberry Pi bis hin zu den fetten Kalkulations-Rechnern im Forschungszentrum. Ein Grund: Python ist plattformunabhängig. Egal, ob Windows, Mac oder Linux – ein Python-Programm läuft in aller Regel ohne Anpassungen durch. Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist es im Entwickleralltag aber selten. Viele Programmiersprachen zwingen zu Workarounds oder liefern kryptische Fehlermeldungen beim Wechsel zwischen den Systemen. Python ist hier stabil wie ein Fels.

Auch die Handhabung von Ein- und Ausgaben, Dateiverwaltung oder Netzwerkanbindung ist in Python angenehm schlicht. Kleines Beispiel aus dem Alltag: Eine CSV-Datei lesen geht mit einer einzigen Zeile. Wer das in C oder C++ probiert, wird gleich mit Buffer-Management, File-Handles und Pointer-Artistik konfrontiert. Python lässt viele Wege offen, ohne die Übersicht zu verlieren. Eine weitere Stärke: Die Sprache kann problemlos als sogenannte "Glue Language" agieren – sie verbindet unterschiedliche Systeme, Datenquellen oder sogar andere Programmiersprachen unter einer gemeinsamen Oberfläche. Gerade in der Wissenschaft oder in Unternehmen mit altem Systembestand wird das schnell zum Faktor, der Projekte überhaupt erst möglich macht.

Und noch ein kleiner Funfact am Rande: NASA und CERN nutzen Python inzwischen in ihren Kontrollsystemen – klar, für performancekritische Teile kommt weiter C oder Fortran zum Einsatz, aber die Steuerlogik, Datenaufbereitung und Skripting-Layer laufen ganz entspannt in Python.

Einsatzbereiche und die Schattenseiten: Wo Python glänzt – und wo nicht

Einsatzbereiche und die Schattenseiten: Wo Python glänzt – und wo nicht

Python wird heute für fast alles eingesetzt: Webentwicklung, Data Science, Automatisierung, Scripting, Scientific Computing, Bildung, Gaming, Embedded Devices. Besonders beliebt ist es aber da, wo schnelle Entwicklung gefragt ist und Flexibilität zählt. Entwickler können mit minimalem Aufwand Ideen als Prototypen umsetzen und später produktiv machen. Data Scientists werten gigantische Datenmengen bequem mit Pandas und Jupyter Notebooks aus – ein Workflow, den keine andere Sprache so mainstream-tauglich gemacht hat. Startups lieben Python, weil neue Features schnell auf den Markt kommen. Große Branchenbeispiele gibt’s genug: Dropbox nutzt Python als Herzstück seiner Infrastruktur; auch YouTube baute zum Teil früh auf Python auf.

Aber was ist mit den Nachteilen? Python ist nicht die schnellste Sprache auf dem Markt. Wer High-Performance-Computing macht, ist mit C, Rust oder C++ oft besser bedient. Auch für mobile Apps ist Python nicht die erste Wahl – zwar gibt’s mit Kivy oder BeeWare spannende Frameworks, aber Android und iOS sind mit Java/Kotlin bzw. Swift einfach etablierter. Und: Weil Python keine statische Typisierung kennt, schleichen sich gerade in größeren Teams manchmal Fehler ein, die erst spät auffallen. Abhilfe schaffen Frameworks wie mypy, aber sie ändern nichts am Grundprinzip.

Wer Multithreading oder extreme Parallelität braucht, muss sich mit dem „Global Interpreter Lock“ (GIL) auseinandersetzen, der verhindert, dass mehrere Threads gleichzeitig Python-Bytecode ausführen. Das ist der Preis für die Sicherheit und Einfachheit der Sprache. Aber die Community arbeitet an Alternativen: Projekte wie PyPy oder Cython drücken die Speed-Limits nach oben.

Und trotzdem bleibt Python die Programmiersprache, die seit Jahren immer neue Felder erobert. Ihre Mischung aus Einfachheit, gewaltiger Community, flexibler Bibliothekslandschaft und Plattformunabhängigkeit macht sie nicht nur für Anfänger zur ersten Wahl. Profis setzen sie überall dort ein, wo Kreativität gefragt ist – und genau das ist der Unterschied zu vielen klassischen Programmiersprachen.